Wann eine traumsensible Paartherapie sinnvoll ist

Wenn du oder dein Partner/ deine Partnerin bereits wisst, dass ihr ein Trauma erfahren habt oder wenn euch die Beschreibungen in meinen anderen Beiträgen zum Thema bekannt vorkommen, dann seid ihr in einer traumasensiblen Paartherapie gut beraten.

Ihr könnt in der Paartherapie begleitet über eure aktuellen Gefühle und wahrgenommenen Verhaltensmuster sprechen und lernt euch immer besser selbst kennen und einander zu verstehen. 

Vielleicht habt ihr auch bereits eine Paarberatung oder Paartherapie gemacht und habt noch nicht die Antwort auf eure Beziehungsfragen finden können. Oder ihr habt bereits eine Einzeltherapie gemacht oder begonnen. Eure eigenen Therapieerfahrungen könnt ihr gerne in eine traumasensible Paartherapie mit einbringen, diese sind aber keine Voraussetzung. Eine Einzelberatung oder Einzeltherapie kann parallel weiter geführt werden. 

Manchmal stehen traumatische Erfahrungen oder Traumafolgen nicht im Vordergrund der erfahren Probleme in der Beziehung. Es geht vielleicht um eine Außenbeziehung, erloschene Sexualität, häufig eskalierende Streits oder konflikthafte Eifersucht. Möglicherweise liegen die Quellen dieser Beziehungsschwierigkeiten in noch unbewussten belasteten Bindungserfahrungen. In einer traumasensiblen Paartherapie dürfen diese Erfahrungen sich zeigen und ein Weg zu mehr Achtsamkeit und Verständnis in der Beziehung wird möglich. 

Wie in jeder Paartherapie bedarf es auch in einer traumasensiblen Paartherapie ein Mindestmaß an psychischer Belastbarkeit und Stabilität, damit ein Beratungsprozess gelingen kann. Ob dies der Fall ist, kann in einem Erstkontakt geklärt werden.

Was du tun kannst, wenn dein Partner oder deine Partnerin unter Traumafolgen leidet

Hier gibt es keine einfache Antwort, jedoch eine Möglichkeit, wie du eine Antwort finden kannst:

Erinnere dich, wie es war und was es war, als du dich in deinen Partnerin/ deine Partnerin verliebt hast. Menschen sind niemals nur ihr Trauma oder ihre Verhaltensweisen aufgrund von Traumafolgen.

Du hast dich möglicherweise in einen gefühlvollen, warmherzigen, starken, Gefühlen aufgeschlossenen oder wilden Menschen verliebt. Dieser Mensch ist immer noch da, denn wir sind immer ganz, mit allen unseren Anteilen und Facetten. 

Frage dich nun, wie es dir gelingen kann, immer auch den ganzen Menschen in deiner Partnerin/ deinem Partner zu sehen. Kannst du in die Haltung kommen, in der Krise auch andere Anteile wahrzunehmen, als die, welche dich im Moment verletzen oder angreifen?

Dann nimmst du auch die Verletzungen und die Bedürfnisse deines Partners/ deiner Partnerin noch wahr. Vielleicht kannst du dich dann etwas mehr selbst beruhigen und eine gute Antwort finden auf deine Frage.

Denn es ist stets deine eigene Antwort, die deine Beziehung braucht.

Warum ein Trauma dazu führen kann, dass du dich immer nach dem gleichen Muster verhältst

Menschen lernen bereits sehr früh in der Kindheit aus ihren jeweiligen Erfahrungen, wie sie in Beziehungen ihre Bedürfnisse realisieren und den Kontakt zu lebenswichtigen Bezugspersonen aufrecht erhalten können. Diese Erfahrungen werden allgemein als Bindungserfahrungen beschrieben.

Hast du belastende oder gar schädigende Bindungserfahrungen gemacht, bleiben Narben oder manchmal auch offene Wunden in der Seele zurück. In der Kindheit hast du gelernt, damit umzugehen und auch unter sehr schlimmen Lebensbedingungen klar zu kommen oder schlichtweg zu überleben. 

Daraus haben sich stabile Verhaltensmuster entwickelt, die dein Handeln in Beziehungen bestimmen. Stell dir einfach vor, dass diese Muster dich in einer sehr belastenden Zeit beschützt haben. Und weil du ein Kind warst, konntest du darüber nicht bewusst nachdenken.

Dein Verhalten, deine Gedanken, deine Gefühle wurden ohne dein bewusstes Zutun ausgelöst und haben dich überleben lassen. Und nun, wo sich die Zeiten geändert haben und du einen viel liebevolleren Partner/ eine viel liebevollere Partnerin hast, wollen diese inneren Helfer dich noch immer beschützen, wann immer das Gefühl aufkommt, deine Beziehung oder du sind in Gefahr.

Wenn du das Gefühl hast, dass es dir manchmal so geht, dann kann eine traumsensible Beratung dir helfen, dich besser zu verstehen. Durch Verständnis und Akzeptanz kannst du dir selbst den Raum geben, deine Gefühle besser zu regulieren.

Warum ein seelisches Trauma sich auf deine aktuelle Partnerschaft auswirkt

Vielfach sind seelische Verletzungen und belastende Bindungserfahrungen aus der Kindheit Auslöser für Schwierigkeiten und Krisen in gegenwärtigen Paarbeziehungen.

Diese als Trauma beschriebenen Erfahrungen können auch im späteren Leben noch belastend sein für deine Beziehung, ganz gleich ob du betroffen bist oder deine Partnerin/ dein Partner oder ihr beide. Die erlittenen seelischen Verletzungen können dafür verantwortlich sein, dass im aktuellen Beziehungsgeschehen in euch bestimmte Gefühle und Verhaltensweisen ausgelöst werden. 

Diese Traumafolgen sind meist unbewusst und können daher nicht von euch kontrolliert werden. Ihr fühlt euch überwältigt von den negativen Gefühlen. Wahrscheinlich machst du deine Partnerin/ deinen Partner dafür verantwortlich oder du wirst verantwortlich gemacht. Ein Zirkel von Vorwürfen entsteht.

Du fühlst dich dann unverstanden und allein gelassen in der Paarbeziehung, abgelehnt und zurück gewiesen, nicht gesehen in deinen Bedürfnissen und Schwierigkeiten. Nicht selten haben du und dein*e Partner*in jeweils ähnliche Gefühle, ihr könnt darüber aber nicht mehr in Ruhe sprechen.

Dir kommt das bekannt vor und du fühlst manchmal ähnlich? Dann kann eine traumsensible Paartherapie dir und deinem*r Partner*in helfen, dass ihr für euch einen guten Umgang damit findet und euch langfristig besser fühlt.