Wie deine Erwartungen bestimmen wie du die Welt siehst

Stell dir vor, du gehst einen Weg, der schnurgerade durch die Landschaft verläuft. Da dich dein Weg auf und ab führt, kannst du jeweils eine Weile nicht sehen, was hinter dem nächsten Hügel dir entgegen kommt. Was stellst du dir vor? Kommen dir dort Gefahren entgegen? Ein viel zu schneller Radfahrer vielleicht?

Wenn dir das bekannt vorkommt, darfst du dich nun einmal fragen, wie oft du bei Ungewissheit etwas Negatives erwartest. Ist es eher dein Erwartungsmuster, dass bestimmt etwas Schlechtes dir passieren wird, dir Gefahr droht, bestenfalls wird es nicht schlimmer, als es ist? Und hast du den Eindruck, dass dir öfter als anderen etwas Schlechtes passiert?

Wenn du erwartest, dass dir Gefahr droht, dann hast du dich bereits innerlich darauf vorbereitet. Dein Körper ist in Anspannung, auf einen Notfall eingestellt, unter Stress. Im Grunde braucht es nun keinen Radfahrer mehr. Du erlebst die gefährliche Situation bereits vorab in deiner Vorstellung. Du signalisierst dir selbst: die Welt ist ein gefährlicher Ort.

So bestimmen deine Erwartungen wie du die Welt siehst: Bei negativen Erwartungen stellt dein autonomes Nervensystem deinen Körper und deine Wahrnehmungen bereits auf einen möglichen Notfall ein. Es verändern sich Herzschlag, Körperspannung, Atmung, dein Wahrnehmungsfeld verengt sich. Wie sollte dir da etwas Gutes passieren?

Und nun die gute Nachricht: das muss nicht so bleiben. Du kannst dein Erwartungsmuster bewusst verändern. Das braucht etwas Übung und auch Zeit. Aber es kann gelingen. Gerne informiere ich dich mehr dazu in einem persönlichen Erstkontakt oder Kennenlerngespräch.

Wie ihr verhindert, dass kleine Konflikte eskalieren

Vielleicht kennst du das: Eigentlich ist es doch nur eine Kleinigkeit: Etwas musste erledigt werden, eingekauft, abgewaschen, aufgeräumt oder ein Termin eingehalten werden. Es ist aber dann vielleicht vergessen, versäumt, aufgeschoben, nicht gemacht. Eigentlich wäre es schnell noch erledigt, ein neuer Termin gefunden. Eigentlich …

Wenn Streits über Kleinigkeiten eskalieren, ist das ein Hinweis darauf, dass es möglicherweise um etwas ganz anderes geht, als die Kleinigkeiten, die zu erledigen waren oder den konkreten Termin, der versäumt wurde. Du kannst dich also auch fragen: Worum geht es denn in unserem Streit?

Häufig geht es um verletzte Gefühle. Ich fühle mich nicht beachtet, nicht gesehen, nicht wertgeschätzt, nicht ernst genommen, vielleicht ausgenutzt. Wenn du den Eindruck hast, dass dies zutrifft, dann kannst du logischerweise im Streit keine Lösung auf der Sachebene finden. Der Einkauf, das Geschirr, der Termin – darum geht es ja gar nicht. Es geht um deine, um eure verletzten Gefühle.

Was du tun kannst ist, dass du zunächst mit dir selbst, aber auch anschließend mit deiner*m Partner*in zu klären versuchst, um welche verletzten Gefühle es in eurem Streit geht. Oft weißt du es nicht auf den ersten Blick und es braucht schon ein wenig Übung dazu. Hast du jedoch einmal erfolgreich die Perspektive wechseln können, kannst du häufig dem Streit seine „überschüssige“ Energie nehmen.

Wenn Konflikte über Kleinigkeiten häufig eskalieren, kann das bedeuten, dass es zudem nicht um aktuelle Gefühle geht, sondern um möglicherweise biographisch erworbene Verletzungen. Du kannst dies selbst einmal überprüfen: Aktuelle Gefühle beziehen sich auf die derzeitige Situation, sie sind in der Regel gut regulierbar und auch für andere nachvollziehbar. Weil Gefühle aufgrund biographisch erworbener Verletzungen sich auf die Vergangenheit beziehen, sind sie meist für andere unverständlich und der Situation oft unangemessen.

Wenn du oder ihr feststellt, dass ihr über eure verletzten Gefühlen nicht gut sprechen könnt oder es trotzdem weiter eskaliert, dann kann eine Einzelberatung oder Paarberatung hilfreich sein. Hast du den Eindruck, es geht auch um biographisch erworbene Verletzungen oder gar ein Trauma, dann ist eine traumsensible Beratung oder Paarberatung sinnvoll. Gerne beantworte ich dir oder euch dazu in einem Erstgespräch oder einem Kennenlernen-Gespräch weitere Fragen.

Wann eine traumsensible Paartherapie sinnvoll ist

Wenn du oder dein Partner/ deine Partnerin bereits wisst, dass ihr ein Trauma erfahren habt oder wenn euch die Beschreibungen in meinen anderen Beiträgen zum Thema bekannt vorkommen, dann seid ihr in einer traumasensiblen Paartherapie gut beraten.

Ihr könnt in der Paartherapie begleitet über eure aktuellen Gefühle und wahrgenommenen Verhaltensmuster sprechen und lernt euch immer besser selbst kennen und einander zu verstehen. 

Vielleicht habt ihr auch bereits eine Paarberatung oder Paartherapie gemacht und habt noch nicht die Antwort auf eure Beziehungsfragen finden können. Oder ihr habt bereits eine Einzeltherapie gemacht oder begonnen. Eure eigenen Therapieerfahrungen könnt ihr gerne in eine traumasensible Paartherapie mit einbringen, diese sind aber keine Voraussetzung. Eine Einzelberatung oder Einzeltherapie kann parallel weiter geführt werden. 

Manchmal stehen traumatische Erfahrungen oder Traumafolgen nicht im Vordergrund der erfahren Probleme in der Beziehung. Es geht vielleicht um eine Außenbeziehung, erloschene Sexualität, häufig eskalierende Streits oder konflikthafte Eifersucht. Möglicherweise liegen die Quellen dieser Beziehungsschwierigkeiten in noch unbewussten belasteten Bindungserfahrungen. In einer traumasensiblen Paartherapie dürfen diese Erfahrungen sich zeigen und ein Weg zu mehr Achtsamkeit und Verständnis in der Beziehung wird möglich. 

Wie in jeder Paartherapie bedarf es auch in einer traumasensiblen Paartherapie ein Mindestmaß an psychischer Belastbarkeit und Stabilität, damit ein Beratungsprozess gelingen kann. Ob dies der Fall ist, kann in einem Erstkontakt geklärt werden.

Was du tun kannst, wenn dein Partner oder deine Partnerin unter Traumafolgen leidet

Hier gibt es keine einfache Antwort, jedoch eine Möglichkeit, wie du eine Antwort finden kannst:

Erinnere dich, wie es war und was es war, als du dich in deinen Partnerin/ deine Partnerin verliebt hast. Menschen sind niemals nur ihr Trauma oder ihre Verhaltensweisen aufgrund von Traumafolgen.

Du hast dich möglicherweise in einen gefühlvollen, warmherzigen, starken, Gefühlen aufgeschlossenen oder wilden Menschen verliebt. Dieser Mensch ist immer noch da, denn wir sind immer ganz, mit allen unseren Anteilen und Facetten. 

Frage dich nun, wie es dir gelingen kann, immer auch den ganzen Menschen in deiner Partnerin/ deinem Partner zu sehen. Kannst du in die Haltung kommen, in der Krise auch andere Anteile wahrzunehmen, als die, welche dich im Moment verletzen oder angreifen?

Dann nimmst du auch die Verletzungen und die Bedürfnisse deines Partners/ deiner Partnerin noch wahr. Vielleicht kannst du dich dann etwas mehr selbst beruhigen und eine gute Antwort finden auf deine Frage.

Denn es ist stets deine eigene Antwort, die deine Beziehung braucht.

Warum ein Trauma dazu führen kann, dass du dich immer nach dem gleichen Muster verhältst

Menschen lernen bereits sehr früh in der Kindheit aus ihren jeweiligen Erfahrungen, wie sie in Beziehungen ihre Bedürfnisse realisieren und den Kontakt zu lebenswichtigen Bezugspersonen aufrecht erhalten können. Diese Erfahrungen werden allgemein als Bindungserfahrungen beschrieben.

Hast du belastende oder gar schädigende Bindungserfahrungen gemacht, bleiben Narben oder manchmal auch offene Wunden in der Seele zurück. In der Kindheit hast du gelernt, damit umzugehen und auch unter sehr schlimmen Lebensbedingungen klar zu kommen oder schlichtweg zu überleben. 

Daraus haben sich stabile Verhaltensmuster entwickelt, die dein Handeln in Beziehungen bestimmen. Stell dir einfach vor, dass diese Muster dich in einer sehr belastenden Zeit beschützt haben. Und weil du ein Kind warst, konntest du darüber nicht bewusst nachdenken.

Dein Verhalten, deine Gedanken, deine Gefühle wurden ohne dein bewusstes Zutun ausgelöst und haben dich überleben lassen. Und nun, wo sich die Zeiten geändert haben und du einen viel liebevolleren Partner/ eine viel liebevollere Partnerin hast, wollen diese inneren Helfer dich noch immer beschützen, wann immer das Gefühl aufkommt, deine Beziehung oder du sind in Gefahr.

Wenn du das Gefühl hast, dass es dir manchmal so geht, dann kann eine traumsensible Beratung dir helfen, dich besser zu verstehen. Durch Verständnis und Akzeptanz kannst du dir selbst den Raum geben, deine Gefühle besser zu regulieren.

Warum ein seelisches Trauma sich auf deine aktuelle Partnerschaft auswirkt

Vielfach sind seelische Verletzungen und belastende Bindungserfahrungen aus der Kindheit Auslöser für Schwierigkeiten und Krisen in gegenwärtigen Paarbeziehungen.

Diese als Trauma beschriebenen Erfahrungen können auch im späteren Leben noch belastend sein für deine Beziehung, ganz gleich ob du betroffen bist oder deine Partnerin/ dein Partner oder ihr beide. Die erlittenen seelischen Verletzungen können dafür verantwortlich sein, dass im aktuellen Beziehungsgeschehen in euch bestimmte Gefühle und Verhaltensweisen ausgelöst werden. 

Diese Traumafolgen sind meist unbewusst und können daher nicht von euch kontrolliert werden. Ihr fühlt euch überwältigt von den negativen Gefühlen. Wahrscheinlich machst du deine Partnerin/ deinen Partner dafür verantwortlich oder du wirst verantwortlich gemacht. Ein Zirkel von Vorwürfen entsteht.

Du fühlst dich dann unverstanden und allein gelassen in der Paarbeziehung, abgelehnt und zurück gewiesen, nicht gesehen in deinen Bedürfnissen und Schwierigkeiten. Nicht selten haben du und dein*e Partner*in jeweils ähnliche Gefühle, ihr könnt darüber aber nicht mehr in Ruhe sprechen.

Dir kommt das bekannt vor und du fühlst manchmal ähnlich? Dann kann eine traumsensible Paartherapie dir und deinem*r Partner*in helfen, dass ihr für euch einen guten Umgang damit findet und euch langfristig besser fühlt.